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Tierinfos - Meerschweinchen

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Das Meerschweinchen

Im folgenden möchten wir einen Überblick zur Haltung von Meerschweinchen geben:

Herkunft
Wesen
Daten
Was sollte ich vor der Anschaffung bedenken?
Einzeln oder zu Zweit?
Käfigausstattung
Ernährung
Pflege
So wird der neue Hausgenosse zahm
Krankheiten

Herkunft

Die Wildmeerschweinchen, von denen das Hausmeerschweinchen abstammt, sind ursprünglich im südamerikanischen Hochgebirge (ca. 3500 m) der Anden (Teile des heutigen Perus, Boliviens, Chiles und Kolumbiens) beheimatet.
Meerschweinchen sind Höhlenbewohner: Sie graben sich einfache Höhlen als Unterschlupf oder nehmen verlassene Bauten anderer Kleintiere, die für sie geeignet sind, an. Eine Unterart in Teilen Brasiliens haust sogar in Felsenhöhlen.
Im Zuge der Eroberungsfahrten, die sich der Entdeckung des Kontinents durch Chr. Kolumbus anschlossen, wurde das Meerschweinchen über den Seeweg nach Europa eingeführt - daher auch der erste Teil des Namens. Woraus der zweite Teil abgeleitet wird (hohe Pfeifgeräusche, dem Quieken ähnlich bzw. gedrungene äußere Form) ist spekulativ; mit dem Hausschwein besteht jedoch keinerlei Verwandtschaft.
Die ersten Meerschweinchen entdeckten holländische Seeleute bei den Indios, welche die Kleinnager als Nutztiere zum Zwecke des Verzehrs hielten. Sie wurden jedoch auch als Opfertiere benutzt, was Schädelfunde beweisen. Die Holländer verkauften das in Europa damals noch unbekannte Tier in England für eine Guinea pro Stück an reiche Adelsleute, die es als exotischen Spielgefährten für ihre Kinder kauften. Daher der englische Name "guinea pig". Auf Neuguinea gibt es keine Meerschweinchen.
Die einzigen natürlichen Feinde des Meerschweinchens sind Greifvögel, die ihre Beute im Flug reißen.

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Wesen

Meerschweinchen sind tagaktive, robuste Nagetiere welche sich in einer Gruppe aus mindestens 2 Meerschweinchen am wohlsten fühlen. Bezüglich der Sinnesleistungen kann man sagen, daß besonders der Gehör- sowie der Geruchssinn des Meerschweinchens ausgesprochen gut ist. Nicht ganz so hervorragend, aber immer noch sehr gut, ist sein Gesichtssinn - immerhin kann es im Gegensatz zu anderen Nagern deutlich Farben unterscheiden. In der Gruppe "unterhalten" sich die Meerschweinchen mit den unterschiedlichsten Quickgeräuschen und rufen auch oft mit einem lauten Pfeifen nach ihren Besitzern oder Futter.
Nur gering ausgeprägt dagegen ist die Fähigkeit des Meerschweinchens, zu klettern und zu springen. Jedoch sollten Sie hierauf auch nicht zu sehr vertrauen: In Aufregung versetzte Tiere springen und klettern durchaus ungelenk und plötzlich, was leicht zu Unfällen mit Verletzungsgefahr führen kann.
Meerschweinchen können bei ausgiebieger Beschäftigung sehr schnell zahm werden.

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Daten

Meerschweinchen werden ca. 22-35 cm lang bei einem Gewicht von 500-1800 g. Junge Meerschweinchen sind Nestflüchter, d. h. sie kommen nach einer sehr langen Trächtigkeit des Weibchens von ca. 8,5 bis 10 Wochen schon mit voll ausgebildeten Körperteilen und Sinnesorganen zur Welt, öffnen bereits 14 Tage vor der Geburt die Augen und laufen direkt nach dem Trockenlecken der Mutter hinter ihr her. Von ihr werden sie zwar noch ca. 3-4 Wochen gesäugt, könnten im Notfall jedoch auch ohne ihre Hilfe existieren, da sie sofort mit dem selbständigen Fressen beginnen. Ebenso erstaunlich früh sind die Jungtiere geschlechtsreif: Weibliche Tiere zwischen dem 28. und 35. Tag (also unmittelbar nach dem "Abstillen"); männliche Tiere zwar erst nach ca. 2 Monaten, aber da die weiblichen Tiere vor der Geburt nicht vom Männchen getrennt werden müssen und beim Züchter sogar meist in Sippen mit einem männlichen und mehreren weiblichen Tieren, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten gebären, zusammen gehalten werden, passiert es immer wieder, daß ein noch sehr junges Weibchen versehentlich von einem bereits geschlechtsreifen Männchen gedeckt wird und so in den Handel, letztendlich zu Ihnen, gelangt. Und da ein weibliches Tier selbst kurz vor der Geburt kein verändertes Verhalten zeigt - ein Nestbau ist ja nicht nötig; die Geburt von 1-6 Jungen dauert nur ca. 10-30 Minuten - ist so mancher frisch gebackener Meerschweinchenbesitzer oft recht überrascht über den für ihn vom Himmel fallenden "Familienzuwachs".
Das Weibchen ist unmittelbar nach der Geburt sofort wieder empfängnisbereit; ansonsten wird es ca. alle 2 Wochen brünstig. Eine Kastration bei der Haltung eines Paares ist bei durchschnittlich ca. 4-5 Würfen pro Jahr also unbedingt anzuraten. Bedenken Sie, daß jedes Tier eine Lebenserwartung von ca. 6-8 Jahren hat.
Bekannt sind heute 11 unterschiedliche Haarstrukturrassen und über 30 verschiedene Farbschläge. Beim Züchter erhalten Sie die etwas teureren Rassetiere, während im Zoogeschäft meist die günstigeren Mischlingstiere gehandelt werden, die sich aber in ihren Verhaltensweisen, ihrer Vitalität etc. kaum von ihren reinrassigen Artgenossen unterscheiden. Leider gibt es auch immer mehr Meerschweinchen (auch Rassetiere) in Tierheimen und bei Tierhilfsorganisationen.

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Was sollte ich vor der Anschaffung bedenken?

Zur gesetzlichen Lage ist zu sagen, daß ein Vermieter keinerlei Handhabe hat, die Haltung eines Kleinnagers zu verbieten. In den meisten Vordrucken von Mietverträgen gibt es einen gesonderten Paragraphen, der die Haltung von Kleintieren wie Zierfischen, Ziervögeln und Kleinnagern ausdrücklich erlaubt. Das Einholen einer zusätzlichen Erlaubnis vom Vermieter unmittelbar vor Anschaffung des Tieres ist dann nicht mehr notwendig.
Vor der Anschaffung bedenken Sie bitte, daß die Anschaffung eines Meerschweinchens gleichzusetzen ist mit durchschnittlich 6-8 Jahren Verantwortung für das Tier in vollem Umfang. Besonders sollten Sie das bedenken, wenn Sie - was beim Erwerb von Kleinnagern am häufigsten der Fall ist - das Tier auf den Wunsch Ihres Kindes anschaffen. Es ist nicht das Tier Ihrer 5jährigen Tochter oder Ihres 8jährigen Sohnes, weder juristisch noch faktisch. Der Verkauf lebender Tiere an Minderjährige ohne die Einwilligung ihrer Eltern ist verboten.
Je jünger das Kind ist, desto weniger kann es die Pflege des Tieres in vollem Umfang übernehmen. Um sich dem Tier gegenüber richtig zu verhalten, braucht das Kleinkind die Anleitung der Eltern. Kinder unter 5 Jahren sollten am besten nicht mit dem Tier allein gelassen werden, denn schon oft führte auf diese Weise eine leichte Unachtsamkeit infolge von zu impulsiver Handlungsweise des Kindes zum Tod des Tieres, z. B. durch starkes Drücken des Tieres als "Liebesbeweis" (Gefahr des Erstickungstodes) oder Übersehen des Tieres auf dem Fußboden oder in der Türschwelle, was über Quetschungen und Knochenbrüchen bis zum Tottreten führen kann.
Überlegen Sie, was passiert, wenn das Tier für das Kind langweilig wird und nur noch achtlos in der Ecke sitzt.
Neben den überschaubaren Anschaffungskosten (mit Käfig und Zubehör ca. 250 DM; Stand: 1997) sowie den laufenden Kosten für Futtermittel und Streu (ca. 30-40 DM monatlich) sowie gelegentlich zu erneuerndem Zubehör sollten Sie eventuell plötzlich anfallende Tierarztkosten nicht unterschätzen. Stellen Sie sich selbst die Frage, ob Sie im Zweifel bereit sind, zweihundert Mark für eine Operation zu opfern und dafür auf den Kurztrip nach Paris zu verzichten. Überlegen Sie, daß im Falle einer Urlaubsreise Kosten für die Tierpension anfallen. Es ist eine altbekannte Tatsache, daß "gute Freunde" sich oft überschwenglich dazu bereit erklären, das Tier für ein paar Wochen zu übernehmen - nur, um dann knapp 24 Stunden, bevor der Flieger in Richtung Malediven startet, kurzfristig unter fadenscheinigen Ausreden wieder abzusagen. Sind Sie dann wirklich bereit, im Zweifel eher für das Tier zu Hause zu bleiben? Haben Sie Zeit und Lust, täglich für das Tier Freizeit zu investieren? Für das Tier gibt es keine Sonn- oder Feiertage, keine verlängerten Wochenenden, keine Überstunden, keinen Entschuldigungsbrief wegen Krankheit.
Ein Meerschweinchen ist putzig, lebendig, pfeift Sie morgens fröhlich an, hat ein weiches Schmusefell und freut sich, wenn es Sie sieht.
Es macht gleichzeitig Dreck, nagt Gegenstände an und hat manchmal durchaus seinen eigenen Kopf.
Wenn Sie sich über beide Seiten klar sind, überlegen Sie sich, ob Sie einen geeigneten Standort für den Käfig zur Verfügung haben, an dem das Tier weder zu starker Sonneneinstrahlung noch Zugluft ausgesetzt ist.
Wenn Sie sich dann ein Meerschweinchen anschaffen wollen, bedenken Sie: Meerschweinchen gibt es oft im Tierheim schauen Sie doch mal bei uns vorbei ob wir ein passendes Tier für Sie haben. Egal wo Sie das Tier kaufen untersuchen Sie dieses Tier genauestens auf evtl vorhanden Erkrankungen und beachten Sie dabei auch schon vorhandene Tiere (siehe Krankheiten).

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Einzeln oder zu Zweit?

Meerschweinchen haben ein stark ausgeprägtes Sozialverhalten. Zwischen zwei Tieren können sich ausgesprochen "dicke" Freundschaften entwickeln. Sie fressen zusammen, sie dösen zusammen und liegen dabei aneinandergekuschelt nebeneinander.
Meerschweinchen neigen oft zu "Frustfressen", wenn sie allein gehalten und wenig beachtet werden. Die beste Therapie ist neben ausreichender Beschäftigung mit dem Tier natürlich die Anschaffung eines "Spielgefährten": Hierbei auszuschließen sind Hamster oder Streifenhörnchen; diese Arten gehen sich gewöhnlich aus dem Weg. Schildkröten sollten von Meerschweinchen getrennt gehalten werden, da die Nager versuchen, die Panzertiere anzunagen. Vorsicht bei größeren Fleischfressern (Hund, Katze, Frettchen) und Papageien: Hier können Freundschaften entstehen; die Meerschweinchen können jedoch auch als Beute betrachtet werden. Da es keine Regel ohne Ausnahme gibt, gibt es auch Katzen, die Angst vor Meerschweinchen haben und vor den Kleinnagern Reißaus nehmen. Chinchillas können sich mit Meerschweinchen anfreunden, sollten jedoch aufgrund ihrer unterschiedlichen Freß- und Klettergewohnheiten sowie ihrer im Gegensatz zum tagaktiven Meerschweinchen stehenden Nachtaktivität nicht in einem Käfig gehalten werden.
Mit Mäusen und zahmen Ratten sind Freundschaften möglich. Angeblich vertreiben nach einer alten Bauernregel aber Meerschweinchen wilde Ratten von Zwergkaninchenställen der Züchter. Wie mit allen Bauernregeln ist die Überprüfung ihres Wahrheitsgehaltes eher schwierig. Allerdings weist sie auf die schon seit langem bekannte, gute Möglichkeit hin, Meerschweinchen und Zwergkaninchen zusammenzuhalten. Dabei haben sich schon so enge Freundschaften entwickelt, daß beim Tod eines Tieres das Übriggebliebene eine regelrechte "Trauer" entwickelt hat, welche sich in Futterverweigerung und Apathie ausdrückt, so daß der Besitzer ganz schnell ein neues Tier hinzusetzen mußte.
Die Zusammenführung eines Meerschweinchens mit einem Zwergkaninchen (weitere Informationen ! ) sowie zweier Meerschweinchen ist in der Regel unproblematisch. Geben Sie den Tieren die Chance, Ausweichmöglichkeiten zu nutzen, indem Sie beide nicht gleich zusammen in einen Käfig sperren, sondern das erste Treffen sozusagen auf "neutralem" Grund stattfinden lassen. Je größer der hierzu gewählte Raum ist, desto geringer ist die Aggressionsschwelle, wie bei allen Lebewesen. Wenn Sie selbst ein eher ungeduldiger Mensch sind, machen Sie lieber den zur Verfügung gestellten Raum "nagersicher" und lesen Sie im Nebenzimmer ein paar Stunden ein gutes Buch. Das ist allemal besser, als daß Sie sich in die Rangeleien zu Beginn einmischen und so störend in die erste, oft über die spätere Freundschaft entscheidende Begegnung eingreifen. Passieren wird in der Regel nichts. Als "stiller Beobachter" können Sie jedoch viel Spaß am Zuschauen bekommen.
Lassen Sie zunächst - besonders bei der Zusammenführung zweier erwachsener Tiere - je zwei Käfige, Trinkflaschen und Futternäpfe, damit es zu keinerlei Streitigkeiten kommen kann. Hinzugesetzte Jungtiere werden dieses Angebot in der Regel nicht nutzen, sondern direkt in den Käfig des "Hausherrn" marschieren, weil sie die Körperwärme der Geschwister vermissen und deshalb die Nähe zu dem anderen Tier suchen. Aber auch bei erwachsenen Tieren steht der zweite Käfig in der Regel schnell in der Abstellkammer (nicht ganz wegbringen; Sie brauchen einen Käfig zur möglichen Isolation eines Tieres im Krankheitsfall!).
Schwierig ist manchmal lediglich die Zusammenführung zweier erwachsener Tiere, vor allem, wenn sie sehr lange allein gehalten wurden und den Umgang mit Artgenossen nicht mehr gewohnt sind (auch hier stehen Nager den anderen Lebewesen in nichts nach). Hier müssen Sie etwas geduldiger sein. Erwarten Sie keine Wunder: so etwas soll manchmal funktionieren; manchmal auch nicht. Im letzten Fall beherbergt man wahrscheinlich lebenslang zwei "Singles" mit je eigener Behausung, denen man abwechselnd oder nur unter ständiger Aufsicht Freigang gewähren kann.
Eine Möglichkeit wäre auch die Zusammenführung der Tiere in unserem Tierheim. Dabei wird das Tir welches bereits in Ihrem Besitz ist, mit dem zweiten Tier zusammengesetzt und erst einmal beobachtet. Bringen sie sich ruhig etwas Zeit mit. Denn je mehr Zeit die Tiere haben umso sicherer ist es das sich die Tiere verstehen.
Beachten Sie beim Zusammensetzen zweier gegengeschlechtlicher Meerschweinchen, daß Sie eines der Tiere kastrieren. Der Tierarzt wird ihnen in der Regel das Männchen vorschlagen, da der Eingriff einfacher und ungefährlicher ist als beim Weibchen, bei dem die Bauchdecke aufgeschnitten werden müßte. Halten Sie den Arzt nicht für einen Wucherer, wenn er Ihnen für diesen Eingriff mehr Geld abnimmt als für die Kastration eines Zwergkaninchens: Meerschweinchen haben einen anderen, viel langsameren Stoffwechsel als unsere heimischen Nager. Die Verdauung von Nahrung z. B. kann bis zu 7 Tage dauern. Dementsprechend erfolgt die Setzung und Dosierung jeder Narkose bei einem erforderlichen operativen Eingriff beim Meerschweinchen anders als bei anderen Nagern.
Wollen Sie Kosten und Strapazen dieses Eingriffs für sich und das Tier vermeiden, müssen Sie sich für zwei gleichgeschlechtliche Tiere oder die Kombination Zwergkaninchen/Meerschweinchen entscheiden, um unerwünschten Nachwuchs zu vermeiden, mit dem Sie nur die ohnehin überfüllten Tierheime zum Platzen bringen.

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Käfigausstattung

Das Meerschweinchen in unserem Käfig befindet sich in einer räumlichen wie klimatischen Umgebung, die von ihren Gegebenheiten her wenig mit seinem natürlichen Lebensraum zu tun hat; dieser Tatsache sollten Sie bei der Haltung Rechnung tragen, indem Sie auf seine instinktiven Bedürfnisse eingehen:
Vermeiden Sie Hitzestaus in der Nähe des Käfigstandortes; d. h. stellen Sie einen Käfig niemals unmittelbar vor einen Heizkörper oder in die pralle Sonne (auch nicht im Winter auf die Fensterbank, damit das arme Tier mal wieder so richtig Sonne mitbekommt). Als Gebirgstier ist das Meerschweinchen eher Kälte (jedoch keine Zugluft!!!) gewohnt. Im Freigehege sollten Sie ein Häuschen als Zufluchtsort aufstellen.
Der Käfig selbst sollte möglichst groß sein (mindestens 120cm breit für 2 Tiere); da Meerschweinchen nicht springen oder klettern, kann er oben offen sein - es sei denn, Sie haben ein Tier, das das Meerschweinchen als Beutetier ansehen könnte: dann dient eine Abdeckung eher zum Schutz vor äußeren Feinden. Dasselbe gilt auch für Freigehege, falls Sie einen eigenen Garten haben, in dem Sie das Tier im Sommer herumlaufen lassen möchten: Bedenken Sie immer, daß draußen lebende Tiere oder Haustiere aus der Nachbarschaft bei nicht abgedeckten Freigehegen von oben Zugang haben. Als weiteres Zubehör benötigen Sie einen Futternapf, ein Wasserbehältnis, Bürste oder Kamm sowie Kehrschaufel, Spachtel o. ä. zur Reinigung des Käfigs.
Bedenken Sie, daß der Käfig nur für das Tier ohne Ihre Hilfe zugänglich ist, wenn er auch an einer Seite eine Tür hat. Sollten Sie gerne basteln, ist die Auswahl des Materials für den Unterboden von Bedeutung: Holz ist ungeeignet, da der Urin des Tieres darin einsickert, das Holz aufquellt und nicht mehr von dem üblen Geruch zu befreien ist. Zu weiche Plastike, die das Tier anknabbern und stückchenweise verschlucken könnte, können tödliche Folgen haben: das Tier stirbt unter qualvollen Krämpfen den Vergiftungstod. Vorteilhaft ist ein Standort nicht direkt auf dem Fußboden (Zugluftgefahr bei undicht abschließenden Türen), sondern auf einem Tisch o. ä. So kommen Sie auch nicht immer von oben an das Tier heran, es verwechselt Sie nicht so leicht mit einem natürlichen Feind, dessen Schatten über seinem Kopf erscheint. So gerät es weniger häufig bei "Annäherungsversuchen" in Panik und läuft davon, solange es noch scheu ist. Aus ähnlichem Grund ungeeignet sind ausgediente Aquarien oder Plastikwannen. Bei letzteren kommt noch hinzu, daß auch die Schallwellen nur von oben über Kopf an das Tier herankommen, woraus sich der "Trichtereffekt" ergibt. Bei einer Plastikwanne ist es dem Meerschweinchen zudem nicht möglich, seine Umgebung optisch wahrzunehmen. Behältnisse in dieser Form sind höchstens Notunterkünfte für zugelaufene Tiere, bis das nächstgelegene Tiergeschäft öffnet, in dem Sie eine geeignete Behausung erstehen können.
Trinknäpfe sollten nicht auf dem Käfigboden stehen, sondern mit einem Draht o. ä. am Käfigrand befestigt werden, damit das Trinkwasser nicht zu sehr durch Streu, Heu oder Kotreste verunreinigt wird. Als praktische Lösung haben sich heute Trinkautomaten aus Plastik durchgesetzt. Sie haben jedoch auch Nachteile bei der Reinigung: Mit heißem Wasser auskochen ist unratsam, da Sie damit das Plastik zum Schmelzen bringen können; beim Auswaschen mit Spülmitteln droht Vergiftungsgefahr, da sich diese Mittel in den Ritzen der Automaten festsetzen können. Andererseits ist die gründliche Reinigung unerläßlich, da sich in diesen Automaten Rückstände und Ablagerungen bilden. Am besten, Sie waschen die Automaten möglichst gründlich mit warmen, aber nicht kochenden Wasser aus und Bürsten die Rückstände mit einer ungebrauchten Spülbürste ab. Es empfiehlt sich, die Automaten in regelmäßigen Abständen zu erneuern. Da diese Plastikvorrichtungen in der Regel nicht besonders stabil sind, wird Ihnen Ihr Tier die Entscheidung abnehmen, wann der Zeitpunkt zum Austausch gekommen ist - manchmal öfter, als Ihnen lieb ist. Es gibt aber auch einige Tiere, die dazu neigen, sich an die Automaten zu "hängen", bis sie leer sind; in diesem Falle sollten Sie das Wasser vorsichtig dosieren, lieber mehrmals täglich kleinere Mengen anbieten und gegebenenfalls beim Tierarzt abklären, ob die Ursache für dieses abnorme Verhalten in einer ernsten Erkrankung eines inneren Organs liegt.
Der Futternapf sollte aus Steingut oder Porzellan sein und nicht die Neigung haben, leicht zu kippen, da Meerschweinchen sich beim Fressen mit beiden Pfoten auf dem Napfrand abstützen. Die meisten Fachbücher empfehlen für das Rauhfutter eine Heuraufe, damit die Tiere das Futter nicht mit ihren eigenen Exkrementen beschmutzen, bevor sie es fressen. Das ist sicher richtig und einen Versuch wert, doch wie man einem Meerschweinchen beibringt, daß man ausschließlich die Gräser frißt, die sich in der Raufe befinden und nicht diejenigen, auf denen man sitzt, steht in keinem dieser Werke.
Über ein Häuschen freut sich der kleine Höhlenbewohner natürlich besonders, da er so eine Zufluchts- und Schutzmöglichkeit hat. Auch reichen seine geringen Kletterkünste aus, auf das (möglichst flache) Dach zu steigen und es als "Aussichtsturm" zu benutzen. Allerdings hat ein Häuschen zu Beginn bei extrem scheuen Tieren oft die negative Wirkung, daß sie sich darin verschanzen, sobald sie Sie auf den Käfig zukommen sehen. Es reicht in diesem Fall auch, wenn Sie dem Tier eine ausreichende Menge Heu in den Käfig legen, in dem es sich verstecken kann.
Als Spielzeug eignen sich Röhren, Schachteln, Labyrinthe und Höhlen jeder Art - achten Sie darauf, daß es immer aus Materialien besteht, die dem Tier nicht schaden können.

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Ernährung

Als Faustregel gilt die Dreiteilung in Rauhfutter, Saftfutter und Kraftfutter im Verhältnis 1:1:1. Manche Erfahrungen sprechen für die Fütterung von Saftfutter am Morgen, von Kraftfutter am Nachmittag/Abend jedes Tages. Allerdings gibt es viele gesunde Nager, deren Besitzer es genau umgekehrt halten. Rauhfutter sollte dem Tier allerdings immer zur Verfügung stehen.
Als Saftfutter bezeichnet man zunächst alle Obst- und Gemüsesorten, z. B. Äpfel, Birnen, Bananen, Tomaten, Gurken, Paprika etc. Eine besondere Vorliebe zeigen Meerschweinchen meist für bitter Schmeckendes, beim Gemüse ist häufig der Chicorée eine Lieblingsspeise.
Im Sommer können Sie auch draußen Löwenzahn, Brennesseln, Huflattich sammeln, jedoch sollte hier die Wiese, von der Sie diese Kräuter pflücken, mit Bedacht ausgewählt werden: starke Verunreinigungen durch Hundekot/-urin auf den Futterpflanzen können zu bakteriellen Infektionen führen, durch Autoabgase (besonders bei Pflanzen an Straßenrändern) oder Spurenelemente von Insektiziden verseuchte Pflanzen können zum Vergiftungstod führen.
Grundsätzlich sollte man alles, was möglich ist, schälen. Kräuter oder Salat immer gründlich abwaschen und anschließend mit einem sauberen Handtuch abtrocknen (sonst: Durchfallgefahr!!!). Ganz wichtig: Liegengebliebene Saftfutterreste möglichst schnell entfernen - vor allem im Sommer - damit das Tier nichts Verdorbenes frißt und davon krank wird!!! Angegammeltes, fauliges Obst oder Gemüse gehört in die Biotonne, nicht in den Meerschweinchenkäfig!!!
Klee, diverse Kohlsorten und frisches Brot sollten Sie nur in sehr geringen Mengen füttern, da sonst die Gefahr besteht, daß die Tiere starke Blähungen bekommen. Berücksichtigen Sie die Gefahr, die für das Tier beim übermäßigen Verzehr von Klee ausgeht, auch dann, wenn Sie den Stellplatz für ein eventuelles Freigehege wählen: Vergewissern Sie sich, daß das Stück Land bzw. Wiese, auf dem das Tier sich bewegt, nicht zu sehr mit Klee versetzt ist.
Das im Handel üblicherweise erhältliche Rauhfutter ist das Wiesenheu - falls Sie Zugang zu Waren aus ländlichen Betrieben o. ä. haben, achten Sie darauf, daß das Heu nicht mit Futtermotten, Käfern, Parasiten etc. verunreinigt ist (ähnliche Verunreinigungen kommen natürlich auch bei den abgepackten Futtermitteln aus der Tierhandlung vor - am besten untersuchen Sie das Futter gründlich, bevor Sie es Ihrem Tier geben). Vermeiden Sie die Gabe von nassem, angeschimmeltem oder staubigem Heu und Stroh; es könnte zum Tod des Meerschweinchens führen.
Als Kraftfutter eignen sich die im Fachhandel angebotenen Futtermischungen für Meerschweinchen und Zwergkaninchen. Meist sind beide Futtermischungen nahezu identisch - es gibt sogar Hersteller, die Futtertüten oder -pakete mit gleichem Inhalt nur verschieden etikettieren, da sie glauben, daß die Akzeptanz der Ware dadurch beim Käufer größer ist. Andere verzichten ganz auf diesen "Marketing-Trick" und verkaufen kombinierte Futtermischungen für Meerschweinchen und Zwergkaninchen. Der Inhalt besteht aus einem aufeinander abgestimmten Verhältnis von Hafer, Weizen, Roggen, Mais, Sonnenblumenkernen, Erd- und Haselnüssen sowie einem bestimmten Anteil gepreßtes Grünfutter. In diesen Mischungen sind alle für das Tier nötigen Mineralien enthalten. Auf der ganz sicheren Seite sind Sie, wenn Sie die Marken der Futtermischung regelmäßig wechseln, um evtl. einseitige Ernährung zu vermeiden. Achten Sie darauf, daß die Mischung nicht zu viel Anteile Sonnenblumenkörner und Nüsse enthält, weil dies zur Verfettung der Tiere führt. Auch mittels Nagerkräcker zugeführtes Kraftfutter sollte im Ernährungsplan berücksichtigt werden (d. h. evtl. einen Kräcker anstelle von Kraftfutter in den Käfig hängen, aber nicht beides nebeneinander anbieten, denn dies wäre gleichzusetzen mit einem Nahrungsüberangebot).
Mengenmäßig genügen für ein erwachsenes Tier ca. 70 g Saftfutter und zwei gestrichene Eßlöffel Kraftfutter pro Tag. Rauhfutter sollten Sie dauerhaft anbieten. Lassen Sie sich durch ein forderndes Pfeifen nicht irritieren: Nicht alle Meerschweinchen hören mit dem Fressen auf, wenn sie satt sind; es besteht durchaus die Möglichkeit, daß sie aus Langeweile pausenlos weiterfressen und so zu regelrechten Müllschluckern werden. Dasselbe gilt für das Wasser: Rationieren Sie es für abnorme Säufer, jedoch nicht, bevor Sie beim Tierarzt abgeklärt haben, daß das übermäßige Trinkbedürfnis keine organischen Ursachen hat.
Experimente mit Milch vermeiden Sie besser ganz: die Tiere trinken sie mit wahrer Freude und bekommen unweigerlich den bei Nagern schnell zum Tode führenden Durchfall. Kamillen- und Schwarzen Tee nur im Falle von Durchfall statt Wasser anbieten (vgl. Krankheiten). Geben Sie ausschließlich Wasser, am besten zuvor ein wenig abgestandenes, aus dem das giftige Chlorgas, das unserem Trinkwasser beigesetzt ist, bereits entwichen ist. Wechseln Sie das Wasser - auch das in den Trinkautomaten - jeden Tag. Auch Wasser kann faulen, wenn es zu lange abgestanden ist.
Die ältere Fachliteratur empfiehlt noch den Entzug von Wasser bei gleichzeitiger Gabe von Saftfutter. Es ist richtig, daß Meerschweinchen in der Regel sehr wenig trinken und beim Verzehr großer Mengen Saftfutter nahezu kein zusätzliches Wasser benötigen. Ein Tier mit einem normalen Trinkverhalten sollte jedoch immer die Chance haben, Wasser trinken zu können (Ausnahme: abnorme Säufer, s. o.).
Darüber hinaus benötigt das Meerschweinchen keinerlei Futterzusätze für eine optimale Ernährung. Lassen Sie sich dabei von warnenden Beilagen des Hamsterdoktors in den einschlägig bekannten Futterpaketen nicht beirren.
Handeln Sie besser nicht nach dem Grundsatz: Ein paar Vitamintropfen können nicht schaden, denn wie beim Menschen besteht dann die Gefahr der Übervitaminisierung mit all ihren Begleiterscheinungen. Auch Aufbaupräparate können nur nach langer Krankheit oder bei schwächlichen Tieren nützen.
Jungtieren können Sie alle paar Tage ein wenig Kalk zur Unterstützung des Knochenwachstums über das Kraftfutter streuen. Wenn Sie einen Mörser besitzen, gibt es eine Möglichkeit, den im Handel erhältlichen Kalk nicht teuer erstehen zu müssen: Pulverisieren Sie einfach die Schale Ihres morgendlichen Früstückseis.
In der Natur erwischt das Meerschweinchen immer mal wieder ein in den Körnern herumkrabbelndes Insekt oder eine im Obst oder Gemüse eingekapselte Made und bekommt so tierische Eiweiße zugeführt. Sie können Ihrem Heimtier tierisches Eiweiß zufügen, indem Sie ab und zu geringe Mengen Hundeflocken oder kleine Stückchen Hundekuchen zufüttern.
Leckerchen in vielen Formen und Farben verleiten in den Supermarktregalen zum Kauf: In der Regel locken Sie zu überflüssiger Geldausgabe. Da Sie meist mit Geruchs- und Geschmacksverstärker angereichert sind, werden Sie gerne angenommen und verleiten Sie zum weiteren Kauf. Notwendig oder gar gesundheitsförderlich ist keines von ihnen. Die Gabe eines Leckerchens pro Tag und Meerschweinchennase ist aber in der Regel auch nicht übermäßig schädlich, solange der Grundbedarf wie oben beschrieben gedeckt wird.
Ist Ihr Etat, den Sie für die Haltung des Meerschweinchens zur Verfügung haben, jedoch eher knapp bemessen, sparen Sie nicht am falschen Ende: Fallen Sie nicht auf die Lockangebote der Vital- und Lebenselixiere herein und zögern dafür den dringend notwendigen Tierarztbesuch mit einem sichtbar kranken Tier hinaus - denn dies hieße eindeutig: Sparen am falschen Ende!!!

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Pflege

Das beste Mittel gegen unsauberes Streu, Heu und Stroh ist letztlich immer noch ein regelmäßiges Reinigen des Käfigs: Hierzu räumen Sie das gesamte Streu mit einer Kehrschaufel o. ä. aus dem Käfig, kratzen die festgeklebten Reste mit einem Spachtel, einer Nagelbürste o. ä. gründlich ab und waschen den Käfigboden gründlich mit heißem Wasser aus. Der regelmäßige Einsatz von Desinfektionsmitteln ist ebenso überteuert wie schädlich, da einerseits unter den unerwünschten Bakterien etc. Resistenzen gebildet werden, so daß zunehmend Schädlinge gezüchtet werden, gegen die das Mittel im Endeffekt nicht mehr hilft, andererseits das Meerschweinchen durch Spuren der scharfen Mittel am Käfigrand vergiftet werden kann. Deshalb verwenden Sie Desinfektionsmittel am besten nur, wenn Sie einen alten Käfig verwenden oder sich unmittelbar nach dem Tod eines Tieres, das eine ansteckende Krankheit hatte oder dessen Krankheit nicht diagnostiziert wurde, ein neues zulegen möchten.
Achten Sie beim Einsatz dieser Mittel peinlich genau darauf, daß Sie den Käfig nach dem Desinfizieren mehrmals gründlich mit heißem Wasser auswaschen!!! Bei Infektionen des Tieres mit Pilzen und vielen Bakterienarten reicht es übrigens vollkommen aus, den Käfig mit kochendem Wasser zu überbrühen; die Erreger werden dann abgetötet.
Im Handel werden die verschiedenen Sorten Streu angeboten, dazu Heu und Stroh. Die Streu soll vor allem durch Aufsaugen des Urins geruchsdämmend wirken, jedoch sollte man - ganz besonders bei den langhaarigen Angorameerschweinchen - darauf achten, daß das Tier nicht direkt auf der Streu sitzen muß, sondern auf einer darübergeschichteten Lage Stroh. Es gibt Tierärzte, die überhaupt von Streu abraten und die Verwendung von weißen, unbedruckten Küchentüchern empfehlen. Letzteres halten die wenigsten Besitzer dauerhaft durch, da solche Tücher von den Tieren mit wahrer Wonne in kleinste Einzelteilchen zerfetzt und durch die Gegend geschoben werden. Außerdem wirken sie natürlich weit weniger geruchsbindend. Bei einigen Krankheiten wie Durchfall oder durch die Streu bedingte chronische Augenkrankheiten sollten Sie diesen Rat aber auf jeden Fall beherzigen.
Ganz gleich, welcher Haarstrukturrasse Ihr Tier angehört, Sie sollten es regelmäßig bürsten. Wenn Sie sich dafür Zeit nehmen und vorsichtig vorgehen, wird das Tier das Bürsten wie Streicheln empfinden und stillhalten. Neben der Fellpflege und der durchblutungsfördernden Wirkung bietet das Bürsten eine gute Chance für Sie, das Fell nach kahlen Stellen, Schürf- und Bißwunden (bei der Haltung mehrerer Tiere oder kurz nach dem Erwerb eines neuen Tieres) oder Parasitenbefall zu durchforsten. Sie haben das Tier unmittelbar vor sich: Tasten Sie ab, ob der Bauch sich weich anfühlt, begutachten Sie Unebenheiten auf der Haut danach, ob evtl. ein Tumor wächst, ein Insektenstich sich entzündet hat, eine Zecke in der Haut verankert ist etc. Hören Sie, ob die Lunge pfeift oder rasselt, schauen Sie nach, ob Afteröffnung. Genitalöffnung oder Augen verklebt sind oder die Nase läuft; sehen Sie sich den Zustand der Krallen und der Zähne an (s. o.); prüfen Sie, ob die Zitzen entzündet sind. Riecht Ihr Meerschweinchen stark nach Urin aus dem Maul? Das könnte auf Nierenversagen hindeuten! Zuckt es an irgendeiner Stelle des Körpers aus unerklärlichem Grund ungewöhnlich stark zusammen? Denken Sie immer daran: Je früher eine Unregelmäßigkeit entdeckt und behandelt wird, desto billiger wird die Tierarztrechnung und desto größer sind die Chancen, daß das Tier wieder vollständig gesund wird.
Wenn Sie die oben beschriebene Prozedur in regelmäßigen Abständen wiederholen und zudem Ihre Kinder zu Ihren "Assistenten" ausbilden, bleibt auch dem Meerschweinchen ein langes Unwohlsein erspart.
Zur Haarpflege zu erwähnen wäre noch, daß die Anschaffung eines Angorameerschweinchens besondere Pflege erfordert: Die handelsüblichen Bürsten reichen oft nicht aus; Sie müssen Spezialkämme zu Hilfe nehmen. Das Fell der Angoras wird 15-20 cm lang beim erwachsenen Tier, und es ist äußerst empfindlich. Die meisten Züchter und Tierärzte empfehlen, hier ganz auf Einstreu in Form von Sägespänen zu verzichten und sich stattdessen nach alternativen Streus, die geruchsbindend sind, umzusehen, da die Sägespäne sich im Fell verkeilen und zu einer undurchdringlichen Schicht zusammenkleben würden. Auch After- und Genitalöffnung sind bei dieser Rasse öfter als üblich zu kontrollieren, da hier die Gefahr besteht, daß die Tiere sich selbst einkoten und so Entzündungen entstehen, die sehr schmerzhaft sind. Im Zweifel machen Sie hier ruhig von einer guten Schere Gebrauch und schneiden Sie die "Problemzonen" großzügig frei. Dasselbe gilt auch für von der Stirn herabwachsenden Haare, die die Augen verdecken - stellen Sie das Schönheitsideal hinter Zweckmäßigkeitsdenken zurück, Ihr Tier wird es Ihnen danken! Verklebte Stellen reinigen Sie am besten mit lauwarmem Wasser. Viele Besitzer schneiden ihren Langhaarigen Tieren die Haare auch auf eine Länge zurück bei der das Fell geradeso über dem Boden herab hängt und so weniger mit der Einstreu in Berührung kommt.
Für das Meerschweinchen spielt abwechslung eine große Rolle. Meerschweinchen welche den ganzen Tag im Käfig sitzen "verdummen" geradezu auch wenn sie einen Partner haben. Wissenschaftliche Tests und natürlich viele Halter geweisen es Meerschweinchen freuen sich über Abwechslung und werden so auch aktiver. Eine wichtige Möglichkeit der Abwechslung ist der Freilauf in der Wohnung. Berücksichtigen Sie vor dem ersten Freilauf, daß sich Meerschweinchen bei (vermeintlichen) Gefahren als Höhlentiere Schlupfwinkel suchen, in denen sie sich verschanzen. Stellen Sie Ecken in der Wohnung zu, aus denen Sie das Tier im Ernstfall nur noch mit einem Besenstiel hinauskatapultieren können. Der natürlichen Panik, in die das (zu Beginn noch scheue) Beutetier gerät, wann immer es einen Schatten über seinem Kopf erspäht, können Sie entgegenwirken, indem Sie zum einen den Käfig möglichst in Körperhöhe stellen, zum anderen das gerade erstandene Meerschweinchen nicht mit einem gezielten Nackengriff hochheben, sondern beim Hochheben mit einer Hand unter den Brustkorb greifen und mit der anderen Hand die Hinterpfoten stützen.
Das Meerschweinchen gehört zu den Nagetieren; d. h. kein Stromkabel, keine Tapete und kein Mobiliar ist vor seinen scharfen Nagezähnen sicher. Das Tier wird der sicheren Auffassung sein, Sie haben das alles nur bereitgestellt, damit es seinen Nagetrieb daran auslassen kann - lassen Sie das Tier also nie unbeaufsichtigt in der Wohnung allein. Angenagte Tischbeine und abstrakte Perforationen in der Tapete sind nicht schön - ein ans Netz geschlossenes Stromkabel, in das es beißt, bedeutet für das Tier seinen sicheren Tod!
Stellen Sie dem Tier als Ausgleich ein hart gewordenes Brötchen hin, damit es seine Knabberlust befriedigen sowie seine ständig nachwachsenden Zähne abwetzen kann.
Meerschweinchen sind Zehengänger: an den Vorderpfoten haben sie je vier, an den Hinterpfoten je drei Zehen mit sehr breiten Krallen, die im Alter stark verhornen, bei den meisten in der Wohnung gehaltenen Tiere jedoch aufgrund zu geringer Abnutzung durch Käfighaltung zu einer beträchtlichen Länge anwachsen können, die dem Tier selbst beim Laufen und Fressen unangenehm wird. Kontrollieren Sie daher regelmäßig die Krallenlänge und schneiden Sie die Krallen auf Normallänge herunter. Der Zoohandel führt brauchbare Krallenscheren verschiedenster Modelle ab ca. 15 DM (Stand:1997). Mit einer Schere werden Sie bei den besonders harten Krallen des Meerschweinchens sehr bald aufgeben. Suchen Sie sich die Krallenschere aus, die Sie persönlich am besten handhaben können. Achten Sie beim Schneiden vor allem darauf, daß sie nicht zu weit schneiden und bereits in die Blutgefäße treffen: diese sind bei hellen Krallen gut sichtbar, bei dunklen jedoch nicht. Schneiden Sie deshalb - besonders zum Ende hin - nur millimeterweise; in der Regel zuckt das Tier rechtzeitig zusammen, wenn Sie kurz vor den Blutgefäßen landen (möglichst nicht bewußt diese "Notbremse" bei allen 14 Krallen anwenden, sonst werden Sie nur einmal an das Tier herankommen!).
Sollte dennoch einmal unerwartet ein Tröpfchen Blut fließen, gibt es einen Trick: Bauen Sie vor jeder "Krallenschneideaktion" ein Stückchen angefeuchtete Seife neben sich auf, und halten Sie die von Ihnen lädierte Meerschweichenkralle dort hinein. Das stoppt die Blutung.
Haben Sie ein besonders quirliges Tier und keinen Freund oder Partner, der das Tier festhält, muß der Tierarzt einspringen. Bedenken Sie jedoch auch: viele Tierarztbesuche machen das Tier unnötig scheu und den Tierarzt unnötig reich. In seltenen, aber durchaus vorkommenden Fällen besteht sogar Lebensgefahr, wenn ein Fluchttier wie ein Kleinnager auf dem Behandlungstisch zu sehr in Panik gerät und an Herz- oder Kreislaufversagen stirbt. In der Regel kann man den Kleinnager von Beginn an gut an Aktionen wie Bürsten, Zahn- und Krallenkontrolle sowie regelmäßige Durchsicht von Haut und Fell nach Wunden, Pilzen oder Ektoparasiten (vgl. Kap. "Krankheiten") gewöhnen, indem man ihn nicht überfallartig von oben im Nacken aus dem Käfig zerrt, mit grober Hand oder hastig und unvorsichtig harte Pflegegeräte einsetzt, sondern langsam und vorsichtig aus dem Käfig nimmt (s. o.), behutsam auf den Schoß oder einen geeigneten Tisch setzt, ein bißchen mit ihm spielt und ihn die menschliche Hand, Bürste, Krallenzange etc. erschnüffeln und erkunden läßt.
Generell gilt: je scheuer ein Kleintier bleibt oder gemacht worden ist, desto schwieriger werden Haltung, Pflege, Vorbeugung und Behandlung im Krankheitsfall.
Trotz den Gefahren des Freilauf`s in der Wohnung sollte das Tier unter Aufsicht die Chance zu einem regelmäßigen "Freigang" in zumindest einem Teil der Wohnung bekommen. Suchen Sie dafür einen Raum aus, dessen Boden leicht zu säubern ist: Legendäre Meerschweinchenbesitzer sollen ihren Tieren zwar schon unter Investition unendlicher Mühen, Zeit und Nerven beigebracht haben, wie man ein in der Ecke stehendes Kistchen oder den auf den Boden gestellten geöffneten Käfig als Meerschweinchentoilette benutzt. Die Praxis zeigt jedoch, daß die wenigsten Tiere dieser Art zur "Stubenreinheit" zu bewegen sind. Im Gegenteil: Das sich oft von Kindern stundenlang in der Wohnung herumtragen lassende Meerschweinchen neigt dazu, seinen Träger oft unvermittelt anzupinkeln - also besser das kleine Schwarze bzw. den Smoking ausziehen, bevor Sie mit dem Tier spielen und gegen ein älteres Kleidungsstück austauschen; gegebenenfalls ein altes Handtuch unterlegen! Das Meerschweinchen trägt man am besten herum, indem man seine Vorderpfoten in Handhöhe auf den langgestreckten, ab Ellenbogen zum Körper gebeugten Arm setzt und das Hinterteil mit dem anderen, darunter verschränkten Arm abstützt. So lassen sich die Tiere oftmals lange mit Genuß durch die Gegend tragen.

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So wird der neue Hausgenosse zahm:

Ein gerade neu erworbenes Tier (egal ob alt oder jung) lassen Sie zunächst am besten in Ruhe. Es hat genug damit zu tun, die Eindrücke der neuen Umgebung erstmal zu verarbeiten. Ein Jungtier ist zunächst sehr handscheu und muß erst allmählich an den Menschen gewöhnt werden; auch wird es das beruhigende Glucksen und die Körperwärme der Mutter und Wurfgeschwister vermissen. Machen Sie vor allem Ihrem Kind klar, daß das Tier in den ersten Tagen auf keinen Fall mit alles erdrückender Liebe bestürmt werden darf.
Nähern Sie sich dem Käfig nie hastig und mit ausladenden Bewegungen; ist ein Tier bereits handscheu gemacht worden, verschränken Sie beide Hände auf dem Rücken und nähern sich mit dem Oberkörper. Sprechen Sie dabei leise und in ruhigem Tonfall mit dem Tier, damit es sich nicht erschreckt. Lassen Sie die Hand nach dem Füttern einige Minuten bewegungslos im Käfig - irgendwann überwiegt bei dem von Natur aus neugierigen Tier der Hunger über die Angst vor der Hand. Wenn Sie herausgefunden haben, welches das Lieblingssaftfutter Ihres Tieres ist, bieten Sie es ihm nur noch mit der Hand an: Die Empfehlung, dem Tier das Futter mehrere Tage zu entziehen und es damit zum Fressen aus der menschlichen Hand zu zwingen, ist ein Drastikum, von dem dringend abzuraten ist. Wenn das Tier allein zur Hand kommt, nehmen Sie es unter dem Brustkorb hoch und setzen es auf ihren Schoß. Streicheln Sie es lange und ausgiebig und sprechen Sie dabei mit ihm. Der allerletzte Vertrauensbeweis besteht darin, daß das Tier Ihnen erlaubt, es unterm Bauch zu streicheln, denn hier befinden sich alle Weichteile und empfindlichen Eingeweide, die es in der Regel vor einem potentiellen Feind zu schützen versucht. Der Punkt ist erreicht, an dem es Sie nicht mehr als Bedrohung ansieht, sondern Sie als ihm freundschaftlich gesinnt betrachtet. Es ist wichtig, daß Sie bis zu diesem Punkt gelangen - ein scheues Tier, an das man im Notfall nicht herankommt, ist lästig und im Zweifel für sich selbst eine Gefahr: denn ist es wirklich ernsthaft erkrankt, so daß der Tierarzt aufgesucht werden muß, kann ein handscheues Tier beim Betasten auf dem Behandlungstisch so sehr in Panik geraten, daß es an einem Herzschlag stirbt.
Versuchen Sie nun nach und nach, es an alle nötigen Handgriffe zu gewöhnen: das regelmäßige Bürsten und Abtasten, die Tasche, in der Sie es zum Tierarzt tragen, das Krallenschneiden, das Herumlaufen auf dem Boden der Wohnung, im Freigehege etc. - vor allem gewöhnen Sie es daran, daß es auf Zuruf kommt und sich von Ihnen aufnehmen läßt. Entwischt es zu einem ungünstigen Moment auf der Straße oder im Garten, ist dies die einzige Möglichkeit, das Tier wiedereinzufangen, denn obwohl es sich stundenlang durch die Gegend schleppen läßt oder oft lange regungslos an einem Fleck sitzt, würde es Sie als Fluchttier bei jedem Sprint mühelos abhängen. Das Hinterherlaufen löst nur zusätzlich den Fluchtinstinkt aus. Denken Sie daran, daß das Höhlentier sich hinter jeder als geeignet betrachteten Kuhle verschanzen und dort lange ausharren kann (z. B. hinter einer für Sie unerreichbaren Schrankecke, dessen Holzboden es mit seinen scharfen Nagezähnen von innen aushöhlen kann, während Sie tatenlos zusehen oder versuchen müssen, den Schrank mit Hilfe eilig herbeigerufener Nachbarn abzubauen). In diesem Fall ist es gut, wenn Sie es auf Ansprache oder mit seinem Lieblingsfutter zu sich locken können.
Ein älteres Tier welches schon an den Menschen gewöhnt ist wird sich schnell an die neue Umgebung gewöhnen und kann auch schon nach 1-2 Tagen aus dem Käfig genommen werden. Bei einem nicht so zahmen Tier dauert es meist sehr lange bis das Tier vertrauen gewinnt evtl. wird es nie so zahm wie andere Meerschweinchen werden, aber dennoch lohnt es sich unter Umständen auch einem solchen Tier ein zuhause zu geben (z.B. als Zweittier).

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Krankheiten

Achten Sie schon bei der Anschaffung des Tieres auf evtl. vorhandene Erkrankungen: Achten Sie darauf, daß keines der Tiere, das mit den anderen im Käfig/Gehege sitzt, tränende Augen (evtl. ansteckende Bindehautentzündung), einen mit Kot verklebten After (Durchfall), laufende Nasen oder kahle Stellen im Fell (Milben, Pilze etc.) hat, da hier die Gefahr besteht, daß die übrigen bereits angesteckt sind. Nehmen Sie auch nicht ausgerechnet das Tier, das teilnahmslos in der Ecke sitzt und so traurig aussieht, weil sie Mitleid mit ihm haben. Meerschweinchen geben als Beutetiere keine Schmerzlaute von sich, um den Feind nicht unnötig auf seine geschwächte Position aufmerksam zu machen. Auch winden sie sich nicht bei Schmerz oder Krankheit, sondern verharren in einer Art stummen Apathie, die den unkundigen Betrachter oft zu der Annahme verleitet, es handle sich um ein besonders ruhiges Tier. Auf solche plötzlich auftretende Apathie sollten Sie auch bei Ihrem eigenen Tier immer achten: Es kann nicht sprechen oder Ihnen seine Befindlichkeit mitteilen und es ist von Natur aus bemüht, seinen Zustand zu verbergen. Nehmen Sie daher Verhaltensveränderungen in Richtung Gleichgültigkeit, Interesse- und Appetitlosigkeit nicht zu sehr auf die leichte Schulter - es sind die einzigen Zeichen, mit denen das Tier Sie auf mögliche innere Krankheiten oder Infektionen aufmerksam machen kann.
Das beste Mittel gegen ein todkrankes Tier ist immer noch Ihre genaue Beobachtungsgabe: Ein Tier - gleich, ob Hund, Katze, Kaninchen oder Meerschweinchen - reagiert auf Schmerz nicht mit Lautäußerungen oder dem Versuch, verstärkt auf sich aufmerksam zu machen. Dabei handelt es sich um den vom Wildtier erhaltenen Instinkt, Feinde möglichst nicht auf ein schwaches Tier aufmerksam zu machen - es wäre sein sicherer Tod. Deshalb ist es wichtig, genau hinzusehen und kleinste Verhaltensänderungen zu registrieren. Viele Tierbesitzer beachten erste Anzeichen von Krankheit bei ihrem Tier oft aus Unwissenheit nicht und kommen erst dann zum Tierarzt, wenn jede Hilfe zu spät ist oder wenn das Tier nur noch durch aufwendige operative Eingriffe bzw. teure Medikamente gerettet werden kann. Besonders bei den ganztägig berufstätigen Tierbesitzern kommt es häufig vor, daß sie wenig Lust haben, abends das Tier noch genau durchzusehen - die Rechnung dafür kommt dann meist mit dem großen Erwachen, wenn das Tier sich in Krämpfen windet oder gar morgens tot in der Ecke liegt - meist völlig unverständlich für den Besitzer, denn "gestern lief es doch noch munter und vergnügt umher".
Je kleiner das Tier, desto unauffälliger das tränende Auge, die triefende Nase oder das kotverklebte Hinterteil. Begutachten Sie Ihr Tier täglich mindestens einmal ausführlich - das kann auch ganz nebenbei beim Verabreichen der täglichen "Streicheleinheiten" sein. Mit den Fingern bemerken Sie schnell Unregelmäßigkeiten auf oder unter der Haut - wunde Stellen, Bisse, kahle Flecke oder Hautparasiten. Drehen Sie das Tier einmal um und begutachten Sie die Afteröffnung. Ist sie verschmiert, kann das auf den für Meerschweinchen tödlichen Durchfall zurückzuführen sein. Vorsicht!!! Warten Sie mit dem Tierarztbesuch nicht länger als 24 Stunden; zeigt das Tier bereits Mattigkeit, Erschöpfung und Appetitlosigkeit, sollten Sie im Zweifel versuchen, zum Notdienst habenden Arzt zu gelangen. Nagerdurchfall ist nicht mit menschlichem Durchfall vergleichbar. Aufgrund des viel geringeren Gewichts des Tieres verläuft der akute Krankheitsverlauf wesentlich schneller. Durchfall hat ein Tier bereits, wenn der Kot nicht geformt ist oder mehrere Teilchen aneinanderkleben. Bei blutigem oder flüssigem Kot ist es schon sehr dramatisch und meist zu spät. Durchfall kann durch die Gabe von zu viel Saftfutter hervorgerufen werden, aber es kann sich auch um eine bakterielle Infektion handeln. Im letzteren Fall muß der Tierarzt Antibiotika verabreichen.
Beim ersten Anzeichen von Durchfall lassen Sie sofort jegliches Saftfutter weg und bieten dem Tier nur Körner und Heu an. Das Wasser ersetzen Sie durch Kamillentee oder dünnem Schwarzen Tee. Verweigert das Tier die Nahrung, kaufen Sie in der Apotheke Einmalspritzen (am besten 5 oder 10 ml Spritzen) und versuchen, ihm abgekühlte, mit Wasser gekochte Haferflocken (evtl. mit darin zerdrückten Bananen) "einzuflößen". Es ist wichtig, daß das Tier nicht aufhört zu fressen, damit es nicht mit dem Durchfall alle für den Organismus nötigen Mineralien verliert und stirbt. In extremen Fällen verabreichen Sie Vitamin- und Mineralienpaste. Verweigert es auch den Tee, verabreichen Sie ebenfalls kleinere Mengen mit einer zweiten Spritze - denken Sie daran, daß das Tier jetzt mehr Wasser benötigt als bei Zufütterung von Saftfutter. Bei Haltung mehrerer Tiere in einem Käfig: Trennen Sie das kranke Tier von den anderen! Beobachten Sie in den folgenden Tagen genau, ob die anderen sich angesteckt haben könnten. Im Zweifel ist eine mikroskopische Kotuntersuchung beim Tierarzt nötig.
Wie beim Menschen kommt es auch beim Meerschweinchen durch falsche Fütterung oder Stoffwechselstörungen gelegentlich zu Vitaminmangel mit den bekannten Mangelerscheinungen, die von mangelnder Vitalität des Tieres über Haarausfall bis im Extremfall zum Tod führen können.
Wesentlich häufiger bei unseren verwöhnten Spielgefährten anzutreffen ist allerdings der Fall der Übervitaminisierung. Getreu dem Motto: "Vitamine können nie schaden!" verabreichen wir unseren Tieren Mengen von Vitamintropfen mit dem Trinkwasser und Mineralienpulver, die wir über das Futter streuen, weil wir es zu gut mit ihm meinen. Die Werbung der Futtermittelindustrie tut ihr übriges. Das Tier muß diese Stoffe dann aufnehmen, da es keine Alternative hat. Vorsicht - Übervitaminisierung ist nicht weniger schädlich als das Gegenteil.
Neben den vier gut sichtbaren langen Schneidezähnen besitzen Meerschweinchen auf jeder Seite hinten vier kleinere Backenzähne, die - durch erblich bedingte Zahnfehlstellungen, bei zu geringer Inanspruchnahme (zu viel Verfüttern von Rauh- oder Saftfutter unter Vernachlässigung von Körnerfutter!) oder bei Abbrechen des gegenüberstehenden Zahnes - zu schnell wachsen und sich in die gegenüberliegende Kieferseite einbohren können: Die Tiere hören dann auf zu fressen und bekommen Kieferentzündungen. In diesem Fall ist Eile geboten. Benachrichtigen Sie in den nächsten Tagen Ihren Tierarzt, da der nun sehr schnell wachsende Zahn bei zu langem Zögern in den Kiefer einwachsen und nur noch vom Veterinär in einem operativen Eingriff unter Vollnarkose entfernt werden kann. Ein zu langer Zahn, der noch nicht eingewachsen ist, wird vom Tierarzt unter wesentlich geringfügigerem Aufwand auf die richtige Größe geschnitten - bei erblich bedingter Zahnfehlstellung ist das zum Teil in regelmäßigen Abständen nötig.
Bei Augenentzündungen wie z. B. der ansteckenden Bindehautentzündung helfen oft die aus der Humanmedizin bekannten Präparate (Achtung: manche in der Humanmedizin angewandte Heilmittel sind für das Tier unmittelbar tödlich) wie Tropfen und Salben. Fragen Sie hier den Tierazt - nicht den Humanmediziner und nicht den Apotheker; diese wissen oft nicht, was für ein Tier geeignet ist und ziehen es aus falsch verstandenem Berufsethos manchmal vor, eher falsche Antworten zu geben als vor ihren Kunden Unwissen einzugestehen. Lassen Sie jedes Experiment mit gekochtem Kamillentee: Keine Augenwäschen, Spülungen o. ä., da diese die Entzündung nur noch verschlimmern.
Auch nicht behandelte Erkältungen können über Lungenentzündungen bis zum Tod des Tieres führen. Legen Sie Ihr Ohr an Brustkorb bzw. äußere Atemwege des Tieres und hören Sie, ob Sie ein Rasseln der Lunge vernehmen. In diesem Fall handelt es sich bereits um ein fortgeschrittenes Stadium - das Tier benötigt sofort Antibiotika. Tränende Augen in Kombination mit laufender Nase sind erst äußere Anzeichen von Erkältungskrankheiten. Sie können die Medikamente des Tierarztes unterstützen, indem Sie abgekülten Kamillentee geben oder das Tier vor eine Rotlichtlampe setzen: Hierzu stellen Sie den Käfig mit einem Mindestabstand von 2 m vor die Lampe und decken ihn zur Hälfte mit einem Tuch ab; das Tier muß immer die Möglichkeit haben, sich aus dem Strahlenbereich bewegen zu können - also am besten nur die nicht abgedeckte Käfighälfte anstrahlen. Achten Sie jetzt ganz besonders darauf, daß Sie das Tier auf keinen Fall jeglicher Zugluft ausliefern. Prüfen Sie, ob dies nicht die Ursache der Erkältung gewesen sein könnte. In diesem Fall sofort den Standort des Käfigs wechseln. Übrigens: Erkältungskrankheiten sind ansteckend und übertragen sich von Tier auf Mensch, in der Praxis häufiger jedoch von Mensch auf Tier. Überlegen Sie auch, ob Sie selbst oder eines Ihrer Familienangehörigen die Erreger nicht eingeschleppt haben könnten. Erklären Sie Ihren Kindern, daß sie sich nach dem Naseputzen die Hände waschen sollen, bevor Sie das Tier anfassen, füttern oder den Käfig reinigen und daß sie das Tier möglichst nicht anhusten oder anniesen sollten.
Des weiteren häufig ist der Befall von Endo- bzw. Ektoparasiten; hier beim Meerschweinchen besonders häufig sind Milben oder Haarlinge, welche sich von kleinsten Hautteilchen der Tiere ernähren und sich in rasantem Tempo über den gesamten Körper ausbreiten können. Suchen Sie zunächst hinter den Ohren der Meerschweinchen nach den Parasiten - hier, im feuchtwarmen Milieu, werden sie sich zuerst sammeln und Ihnen auffallen.
Es kommen aber auch Läuse und Flöhe vor, deren Vorhandensein Sie meist zunächst am sich ständig juckenden Tier erkennen, noch bevor die Population so groß ist, daß Sie vereinzelte Tiere sehen. Sie können das Tier mit einem Staubkamm kämmen, um Gewißheit zu bekommen; bei Flöhen entdeckt man eher den dunklen Flohkot auf der Haut der Tiere. Wiegen Sie sich nicht in Sicherheit: Bei diesen Schädlingen ist es wichtig, auch die Umgebung - sprich: Ihre gesamte Wohnung - auszusprühen, da sich diese Blutsauger mühelos 6 Monate ohne Nahrung auf Teppichen, in Polstermöbeln etc. halten können, ehe sie "Nachschub" brauchen. Einmal zuviel gespart kann hier bedeuten, daß Sie die nächsten Jahre unfreiwillig "Untermieter" haben. Sprühen Sie vor allem auch den Staubsauger mit Umgebungsspray aus. Aber Vorsicht: Gehen Sie nicht aus falsch verstandener Scham, man könne Sie für unsauber halten, wenn Ihr Tier Ungeziefer hat, lange Zeit nicht zum Tierarzt oder versuchen Sie sich an alten Haumittelchen, die zu nicht führen. Auch der Zoohandel darf die wirksameren Mittel nichts führen, da viele apothekenpflichtig sind; verkaufen wird Ihnen die nette Dame im Tiergeschäft dennoch totsicher etwas, solange Sie nur danach fragen. Auf diese Weise haben sich schon einige Tierbesitzer nach jahrelanger "Floh- und Läusezucht" den viel teureren Kammerjäger eingehandelt. Das ist wirklich nicht notwendig: der Tierarzt wird täglich mit Felltieren konfrontiert, die an Parasiten leiden; er kennt das Problem und sieht das kranke Tier, das behandelt werden muß. Mehr nicht. Der schlechteste Rat bei Flöhen ist übrigens die Abschaffung des Tieres ohne weitere Maßnahmen: Dann gehen die Parasiten kurzfristig aus Mangel am Wirttier auf den Menschen. Bei den z. T. durch das Tiergeschäft oder über sich am Futter befindliche Eier eingeschleppten Würmern kann solch ein Fehlverhalten über längere Zeit hinweg bis zum Tode des Tieren führen, da diese Würmer den Nager "von innen auffressen", indem sie ihm alle lebensnotwendigen Nährstoffe und Mineralien entziehen. Achten Sie auf in Kothaufen oder Heu herumkrabbelnde Würmer oder Wurmeier und holen Sie sich ein Mittel beim Tierarzt. Sind Sie nicht sicher, gibt eine Kotprobe Gewißheit. Also: im Zweifel das, was sie vorfinden, einpacken und dem Tierarzt zeigen. Bei den sich oft draußen im Freien aufhaltenden Nagern kommen auch Zecken vor, welche meist an Bäumen oder Sträuchern nur auf das Meerschweinchen warten, auf seine Körperwärme reagieren, sich fallen lassen und fest in der Haut verankern. Man erkennt sie meist erst, wenn der graue Hinterleib bereits mit Blut vollgesaugt und so groß ist, daß Sie ihn mühelos mit bloßem Auge sehen. Reißen Sie die Zecke auf gar keinen Fall ohne weiteres aus der Haut des Tieres; Sie entfernen nur den Hinterleib; das abgestorbene Vorderteil verbleibt in der Haut Ihres Tieres, entzündet sich und führt zur Blutvergiftung. Beträufeln Sie die Zecke mit Haushaltsöl und lassen Sie es etwa 2 Stunden einwirken. Nehmen Sie dann eine Pinzette und drehen Sie entgegengesetzt dem Uhrzeigersinn am Hinterleib der Zecke. Nach einiger Zeit muß der Parasit sich aus der Hautverankerung lösen, und Sie haben auf diese Weise das ganze Tier entfernt. Die durch Haarlinge oder Milben entstandenen schorfig aussehenden, entzündeten kahlen Stellen auf der Haut des Tieres werden Häufig mit Pilzinfektionen verwechselt, welche besonders bei den langhaarigen Tieren sehr schwer wieder wegzubekommen sind, da die Stellen unter dem langen Haarkleid oft erst spät zu identifizieren sind. Ein Hautgeschabsel kann Klarheit verschaffen; bis der angesetzte Test ein Ergebnis zeigt, können jedoch bis zu 10 Tagen vergehen. Pilzinfektionen werden mit den - je nach Erregern verschiedenen - Salben behandelt. Am besten Sie behandeln ihre Hände gleich mit, denn Pilzinfektionen sind eher ein Ärgernis: Nicht unmittelbar tödlich, aber langwierig, unangenehm und ansteckend. Suchen Sie Ihre Haut und die Ihrer Kinder nach kreisrunden, juckenden Stellen ab und behandeln Sie diese umgehend, sonst besteht die Gefahr, daß Sie Ihr Tier wieder zurückanstecken, und es ergibt sich der berühmte "Ping-Pong-Effekt" - eine Kette ohne Ende! (Übrigens: Sollte ein Kind ein infiziertes Tier anfassen und danach den Finger in den Mund stecken, kann es auch zu Pilzinfektionen an der Mundschleimhaut oder im Rachenraum führen.)
Die am meisten verbreitete Viruserkrankung beim Meerschweinchen ist die Meerschweinchenlähme. Dabei wird das Tier zunächst lustlos und abgestumpft, reagiert müde und erscheint auch äußerlich krank (stumpfes, struppiges Fell etc.). In einem späteren Stadium bekommt es Zitteranfälle am ganzen Körper, was schließlich zur Lähmung der Hinterläufe führt. Diese Krankheit ist schwer heilbar, führt meist zum Tode und ist für Meerschweinchen höchst infektiös. Der Mensch kann Überträger sein, indem er zunächst ein gesund erscheinendes, infiziertes Tier anfaßt (bei Freunden, in der Tierhandlung etc.) und danach sein eigenes. Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit kann einen Monat betragen. Auf den Menschen übertragbar ist sie jedoch nicht.
Zum Schluß noch eine generelle Bemerkung zu den sogenannten "Zoonosen", d. h. den Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragbar sind: Sie sind äußerst selten (die meisten Parasiten sind "wirtspezifisch", d. h. nur auf den Organismus eines bestimmten Säugers etc. ausgerichtet und verirren sich nur selten, aber meist mit tödlichen Folgen für sie selbst auf den Menschen) und Ansteckung verläuft z. T. eher umgekehrt (vgl. Erkältungskrankheiten). Die wenigen, die es gibt, erfragen Sie bitte bei Ihrem Tierarzt für das jeweilige Tier und Ihre jeweiligen persönlichen Umstände (z. B. Schwangerschaft eines Familienmitglieds, Asthma etc.). Fragen Sie besser keinen Humanmediziner, denn bedenken Sie immer: dieser hat nur die Krankheiten des Tiers "Mensch" gelernt, ist daher zwar äußerst spezialisiert, hat aber kein breit gefächertes Wissen über die Pathologie anderer Säugetiere und deren Wechselwirkungen mit dem Menschen. Dieses fachliche Wissen hat einzig und allein der Tierarzt. Dennoch hört man oft von haarsträubende Empfehlungen, welche Hausärzte, Gynäkologen und Kinderärzte ihren PatientINNen in Bezug auf Tierhaltung geben. Oft aus Unsicherheit und mangelnder Erfahrung haben diese Mediziner, die letztlich auch nur Menschen sind, Angst davor, aus Unwissenheit falsche Informationen zu geben und raten dann oft zur Abschaffung von Tieren, wenn es gar nicht nötig oder sogar wenig empfehlenswert ist. Opfern Sie die paar Mark für ein Informationsgespräch bei Ihrem Tierarzt - hier sind Sie auf jeden Fall an der richtigeren Adresse und bekommen fachlich fundierte Auskünfte auf dem aktuellen, wissenschaftlichen Erkenntnisstand. Der Tierarzt rät selten per se von der Anschaffung eines Tieres ab. Wenn er es tut, gibt es in der Regel gute Gründe. Was man manchmal bei einigen Humanmedizinern nicht gerade sagen kann, schenkte man dem, was so manchem ahnungslosen Patienten schon an "gut gemeinten" Ratschlägen untergekommen ist, Glauben...

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Cop./Ira Lenski, November 1997
Überarbeitet und aktualisiert August 2002

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